Auch dieses Jahr gab es wieder eine Europameisterschaft im Parakegeln. Dieses Mal fand sie vom 11. bis 18. Mai 2024 in Sierakow/Polen statt. Für Deutschland hatten sich 11 Athleten qualifiziert und darunter auch drei Sachsen.
Die ersten beiden Tage liefen sehr entspannt, da ein Teil erst noch zu den augenmedizinischen Untersuchungen musste. So hatten wir reichlich Zeit, erstmal die Umgebung zu erkunden. Wir waren in einem Hotel nicht weit von Sierakow untergebracht. Umgeben von Wald, einigen Seen und unzähligen Mücken. Bei strahlendem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen wanderten wir nach Sierakow, spazierten am See entlang und der Eine oder Andere gönnte sich ein Eis.
Am Dienstag ging es dann los. Insgesamt waren 82 Athleten aus 8 Ländern am Start. Neben Deutschland waren vertreten: Tschechien, Slowakei, Slowenien, Serbien, Rumänien, Kroatien und natürlich das Gastgeberland Polen. Diese wurden je nach Sehvermögen in drei Kategorien eingeteilt. B1 für vollblind, B2 für hochgradig sehbehindert und B3 für sehbehindert.
Die ersten zwei Tage fanden die Vorfinale statt, mit denen man sich für das Finale qualifizieren konnte. Was auch immerhin zwei von den Sachsen gelang. Bei den Damen B1 konnten sich 6 Athleten qualifizieren. Dies gelang Christine Schoffer (KO Dresden) mit 488 Holz. Bei den Herren B1 hatten 8 Athleten die Chance, das Finale zu erreichen. Frank Grunert (KO Erzgebirge) gelang dies mit 584 Holz. Beide landeten damit in ihrer Kategorie auf dem dritten Platz.
Am Donnerstag hieß es aber erstmal auf zum Tandem Mix. Ein kurzweiliges, aber sehr spannendes Kegelspiel. Hier treten die Athleten als Team an. Nehmen wir als Beispiel die Kategorie B1. Eine Dame und ein Herr aus dem gleichen Land bilden ein Team. Man benötigt mindestens acht Teams; sind es mehr, gibt es eine Qualifikationsrunde. Hat man diese überstanden, kommt man ins Halbfinale. Hier muss dann das schlechteste Team gegen das Beste antreten. Gespielt werden immer 20 Kugeln. Also jeder Spieler aus einem Team hat 10 Wurf. Das Team mit der höchsten Holzzahl erhält einen Punkt. Danach wechselt man die Bahn und macht das Gleiche noch einmal. Bei Gleichstand gibt es ein Stechen. Das Team mit zwei Punkten ist dann eine Runde weiter. So kann man sich bis zum Finale vorkämpfen. Für Deutschland traten bei den Vollblinden zwei Teams an. Das eine Team bestehend aus Christine Schoffer und Tilo Berent konnten so die bronzene Medaille für Deutschland holen.
Am Freitag standen nun die Finale an. Die Konkurrenz war riesig und dementsprechend groß die Aufregung. Christine Schoffer zeigte eine großartige Leistung und schaffte es so in der Einzelwertung auf den zweiten Platz und in der Kombiwertung, hier werden die Resultate vom Vorfinale und Finale zusammengezählt, auf den dritten Platz.
Spannend wurde es dann noch einmal im Finale der Männer B 1. Polen hatte ganz schön was vorgelegt. Die Halle bebte vor Spannung und von allen Seiten hörte man Anfeuerungsrufe in den verschiedenen Landessprachen. Doch Frank Grunert blieb gelassen und spielte von Anfang an eine ruhige Kugel und so gelang ihm das Unglaubliche. Mit 622 Holz wurde Frank Grunert Europameister in der Einzelwertung und in der Kombi holte er Silber. Es war der Wahnsinn.
Insgesamt erkämpften sich die deutschen Athleten 6 Medaillen.
Nach den Siegerehrungen, wo wir dank Frank die deutsche Nationalhymne zum Besten geben konnten, ging die 23. Europameisterschaft mit einem Bankett zu Ende.
Unser Dank geht nach Polen, wo wir eine unglaublich gut organisierte und würdige Veranstaltung erlegen durften.
Bis dahin, wenn es wieder heißt: sieme, achte, neune Holz, Holz, Holz.
(Text: Judith Dolny, Vorsitzende KO Erzgebirge, Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen e.V.)