Eine Welt voller Möglichkeiten: Erfahrungsaustausch zur Teilhabe für Blinde und Sehbehinderte

Normal sehende Menschen können sich oft nicht vorstellen, dass Blinde und hochgradig Sehbehinderte mit digitalen Hilfsmitteln gut durchs Leben kommen. Erstaunt und manchmal auch misstrauisch beobachten sie, wie vermeintlich hilflose Personen mit Smartphone-Apps mobil sind, Online-Banking und Medien nutzen, kommunizieren oder online Bestellungen aufgeben. Lange waren diese Anwendungen nicht selbstverständlich, aber durch Digitalisierung und die damit einhergehenden Entwicklungen von Apps, Assistenzsystemen und KI haben Betroffene zunehmend größere Chancen auf ein aktives, selbstbestimmtes und erfülltes Leben.

Trotz aller Fortschritte sind wir noch weit entfernt von vollkommener Inklusion und Teilhabe. Deshalb nutzen die Mitglieder des BSVS jede Gelegenheit, in der Öffentlichkeit auf ihre Probleme aufmerksam zu machen und Verbesserungen anzuregen. Das ist nicht immer einfach, aber manchmal ergeben sich Kontakte zu Menschen, die von sich aus mehr darüber erfahren möchten, um Barrierefreiheit aktiv mitzugestalten.

Martin Siebenstädt ist so ein Mensch. Er ist freiberuflicher Programmierer und will die Bedürfnisse Blinder und hochgradig Sehbehinderter berücksichtigen, wenn er Skills für Assistenzsysteme wie z.B. Alexa, Anwendungen für Webshops und andere Internetauftritte oder Spiele entwickelt. Am 11. November 2023 hatte er Gelegenheit, sich dazu mit Mitgliedern der Kreisorganisation Vogtland auszutauschen.

Von links nach rechts auf dem Bild zu sehen: Mike Jakob mit seinem Assistenzhund Ben, einem Golden Retriever, auf dem Schoß. Daneben Jana Färber stehend mit dem Kamera-Auslöser in der Hand. Dann Martin Siebenstädt, Beate Schilbach, Katja Oltersdorf und Daniel Martin. Andreas Müller ist nicht mit auf dem Foto. Die Teilnehmer sitzen um einen Tisch herum, auf dem Getränke, Snacks und einige Büro-Utensilien stehen. Links in der Ecke des Raums steht eine hohe Grünpflanze.  Links daneben ist ein Teil eines grauen Schranks zu sehen, auf dem Infomaterial angeordnet ist. An den Wänden hängen Bilder und Plakate. Die Tür zum Flur ist offen.
Foto: BSVS/KO Vogtland/Färber

Sieben Menschen und ein Assistenzhund hatten sich in der Beratungsstelle von Blickpunkt Auge in Plauen versammelt. Mit dabei waren Beate Schilbach, Katja Oltersdorf, Jana Färber, Daniel Martin, Mike Jakob, Andreas Müller – und natürlich Martin Siebenstädt. Schnell entspann sich eine lockere Diskussion zu unterschiedlichen Fragen: Wie funktioniert die Sprachausgabe bei IOS- und Android-Geräten? Welche visuellen Hilfsmittel gibt es (z.B. Apps oder Brillen) und wie alltagstauglich sind sie? Wie können optisch Beeinträchtigte Verifizierungsabfragen mittels visueller Captchas umgehen? Welche Alternativen bietet das Online-Banking für Menschen, die Schwierigkeiten beim Ausfüllen von Überweisungsformularen haben? Wie erleichtern Assistenzsysteme und Smart Home-Anwendungen das tägliche Leben?

Bei der trockenen Theorie blieb es natürlich nicht. Daniel Martin und Mike Jakob führten mit ihren Handys Praxisbeispiele wie das Erkennen von Gegenständen, Personen oder Türen in einem Raum und den Einsatz der Sprachsteuerung oder einer App zur Bildbeschreibung vor. Katja Oltersdorf informierte über verschiedene Hilfsmittel, stellte Martin Siebenstädt Informationsmaterial zur Verfügung und ließ ihn durch Simulationsbrillen die Auswirkungen krankheits- oder altersbedingten Sehverlusts erleben.

Der Diskussionsstoff hätte für ein abendfüllendes Programm gereicht, aber nach ungefähr drei Stunden entschlossen sich die Teilnehmer zum Aufbruch. Martin Siebenstädt hat einen ersten Eindruck von den Herausforderungen gewonnen, denen sich blinde und sehbehinderte Menschen täglich in der analogen und der digitalen Welt stellen müssen, und wird diese Erfahrungen in seine Arbeit einfließen lassen.

(geschrieben von Jana Färber, Kreisorganisation Vogtland)

Erlebnisbericht

GRUND ZUM FEIERN!

Das Schauspiel Leipzig bietet seit inzwischen zehn Jahren für mindestens eine Vorstellung im Monat eine Audiodeskription (kurz: AD) für blinde oder seheingeschränkte Gäste an. Am 17. und 18. November fanden mehrere Veranstaltungen aus Anlass des 10jährigen Jubiläums dieser Angebote statt [1]. Ich habe einige der Veranstaltungen besuchen können und möchte hier – mehr oder doch eher weniger kurz – darüber berichten.

PODIUMSGESPRÄCH

Am 17. November 2023 um 17:00 Uhr fanden sich zahlreiche Interessierte zu einem Podiumsgespräch im Foyer 1 des Schauspielhauses ein. Moderiert wurde das Gespräch von Frau Hannah Reuter (Sprach- und Kulturwissenschaftlerin). Die Gäste auf dem Podium waren:

  • Herr Jürgen Dusel (der Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen)
  • Herr Matthias Huber (Regisseur, Dramaturg und Audiodeskriptionsautor)
  • Herr Prof. Dr. Thomas Kahlisch (Direktor des Deutschen Zentrums für barrierefreies Lesen Leipzig)
  • Frau Christin Ihle (Dramaturgin)
  • Frau Renate Lehmann (Audiodeskriptionsautorin)
  • Frau Sabine Meißner (regelmäßige und erfahrene Besucherin der Vorstellungen mit Audiodeskription)
  • Frau Pernille Sonne (Performerin und Audiodeskriptionsautorin)

Durch die tolle Moderation sowie die sachkundigen, erfahrungsreichen und oft auch humorvoll vorgetragenen Beiträge der Gäste konnte man sich auf unterhaltsame und angenehme Weise einen sehr guten Überblick über das Thema Audiodeskription (oder besser: Inklusion allgemein) sowie über die etablierten und geplanten Lösungen dafür am Schauspiel Leipzig verschaffen.

So wurden zunächst gesetzliche bzw. rechtliche Grundlagen bzgl. der Rechte von Menschen mit Behinderungen thematisiert, ehe es dann um die aktuellen sowie zukünftig mögliche Verfahren und Herangehensweisen der AD ging (Beispiel: Nutzen von Systemen der künstlichen Intelligenz). Nachfolgend gab es eine kurze Zusammenfassung der konkreten Arbeitsprozesse beim Erstellen der AD am Schauspiel Leipzig und einen Erfahrungsbericht über die sehr gelungene, zielorientierte und nutzerfreundliche Umsetzung aus der Sicht einer aktiven Nutzerin. Außerdem wurde ein Überblick über und ein Ausblick auf andere, neue Formate der Audiodeskription gegeben, bei denen das Publikum selbst zugleich Bestandteil der AD und der Performance sein könnte.

In all diesen Beiträgen und auch bei den Antworten auf die Fragen der Anwesenden war eine echte Verbundenheit, eine Große Empathie und ein tiefes Verständnis für die speziellen Bedürfnisse und Herausforderungen dieses Themenkomplexes spür- und erlebbar. Es gibt da so viele Details und Feinarbeiten, die zu einer gelungenen Audiodeskription am Schauspiel Leipzig beitragen, dass ich sie an dieser Stelle gar nicht alle aufzählen kann. Dennoch hier mal ein grober Überblick, was ich dazu bisher verstanden habe:

  • Nach Festlegung des Spielplans für eine neue Spielzeit setzt sich ein Team (u.a. bestehend aus Autorinnen/Autoren für die AD incl. mindestens einer blinden Person) zusammen und legt fest, für welche Stücke eine AD erstellt werden soll.
  • Wenn die Dramaturgie und der Ablauf des Stückes feststehen, wird (auch anhand des Drehbuches) ein Skript für die Audiodeskription erstellt. (Bspw. ist es notwendig, eine Beschreibung nur dann zu sprechen, wenn im Stück gerade _nicht_ gesprochen wird…)
  • Dieses Skript wird dann noch einmal von einem blinden Teammitglied kontrolliert und ggf. angepasst, um eine effektive und möglichst hilfreiche Beschreibung der Abläufe auf der Bühne zu gewährleisten.
  • Während der Proben wird zusätzlich eine Audioeinführung in das Stück erstellt. Diese enthält einen Überblick über das Stück, aber auch schon Ausschnitte der Sprechrollen, was eine leichtere Zuordnung der Stimmen der Schauspieler/Schauspielerinnen zu den Rollen ermöglicht. (Diese Audioeinführung wird nicht nur später vor der Aufführung über die AD-Empfänger abgespielt, sondern kann sogar schon im Vorfeld auf der Webseite [2] abgerufen werden, was dem potentiellen Publikum bei der Auswahl der Stücke hilft.)
  • Vor der jeweiligen Vorstellung hat man dann die Möglichkeit, bei einer
    (geführten) Bühnenbegehung die Aufbauten, Kostüme, den Ablauf u.s.w. zu erkunden.
  • Im Anschluss daran werden dann die Empfangsgeräte ausgegeben, erklärt und getestet. (Das hat bei den Stücken, die ich inzwischen besucht habe, auch immer hervorragend und zuverlässig funktioniert.)
  • Während der Vorstellung wird dann von der jeweiligen Sprecherin bzw.
    vom jeweiligen Sprecher die Live-Audiodeskription gesprochen und auf die Empfänger übertragen. (Dabei habe ich bisher immer die Erfahrung gemacht, dass ich durch diese Beschreibung – und mit Kenntnis der Bühne sowie der wichtigsten Stimmen – den Stücken ausgesprochen gut folgen und die Vorstellungen genießen konnte.)

In dem o.g. Podiumsgespräch habe ich nun erstmals so richtig verstanden, was alles zu diesem Gelingen und den positiven Erfahrungen beiträgt! Für mich hätte das Gespräch auch gern noch länger dauern können – da gäbe es sicher noch vieles zu erfahren, zu erklären und zu verstehen. Ich würde mich jedenfalls auf eine Fortsetzung freuen!

Die aktuellsten Informationen und Termine für Stücke mit Audiodeskription findet man, wie oben erwähnt, auf [2]. Eine allgemeinere Übersicht zum Thema „Inklusion am Schauspiel Leipzig“
gibt es auf [3].

PRAXIS: „CABARET“ MIT AUDIODESKRIPTION

Im Anschluss an das Podiumsgespräch konnte man dann am praktischen Beispiel erleben, was eine Vorstellung mit AD am Schauspiel Leipzig auszeichnet. Und zwar anhand des Musicals „Cabaret“ [4].

Zur Tastführung/Bühnenbegehung ab 18:10 Uhr hatten sich diesmal so viele Interessierte eingefunden, dass wir in zwei Gruppen zu je 20 Personen aufgeteilt wurden – eine geführt von Frau Maila Giesder-Pempelforth, die andere von Herrn Matthias Huber. Trotz des großen Andrangs konnte ich mir – nicht zuletzt aufgrund der umsichtigen und fürsorglichen Führung – einen guten Überblock über die Kulissen und die Kostüme verschaffen. Ein herzliches Dankeschön an die beiden „Guides“ sowie das gesamte Team der Bühnentechnik, die dies ermöglicht haben! Die Ausgabe und Inbetriebnahme der Empfänger (diesmal waren alle 45 im Einsatz!) hat wieder reibungslos geklappt, sodass ich ab 19:00 Uhr der Audioeinführung lauschen konnte.

Das Stück begann dann pünktlich um 19:30 Uhr, die Audiodeskription entsprechend kurz vorher.
Die AD wurde dieses Mal von Frau Beatrix Hermens gesprochen. Wohl aufgrund meiner neu erworbenen Kenntnisse über die wichtigsten Punkte bei einer AD ist mir dabei dann besonders aufgefallen, wie großartig diese Beschreibung gewesen ist! Nicht nur die wunderbar einfühlsamen Erklärungen, sondern auch das perfekte Timing der AD haben mich total begeistert!

Insgesamt möchte ich noch einmal sagen, welch großen Respekt ich vor allen an der Audiodeskription am Schauspiel Leipzig Beteiligten habe! Daher will ich hier mal die wichtigsten Protagonisten namentlich erwähnen: Matthias Döpke [5], Florian Eib [6], Maila Giesder-Pempelforth [7], Beatrix Hermens [8], Matthias Huber [9], Ina Klose [10], Renate Lehmann [11], Pernille Sonne [12]. Und natürlich gehören dazu noch viele andere Menschen, die ich hier nicht aufzählen konnte (beim Ticket-Verkauf, bei der Erstellung und Pflege der Webseiten, die Schauspieler und Schauspielerinnen, die Verantwortlichen für die Technik etc.). Durch das gemeinsame Engagement all dieser Leute wird die AD am Schauspiel Leipzig erst möglich, erlebbar und zum hilfreichen Genuss!

DER FACHTAG

Ich hatte eher zufällig vom Fachtag zum Thema „Audiodeskription im Theater“ am 18. November 2023 erfahren und mich spontan entschlossen, daran teilzunehmen.

Zu diesem Fachtag fanden sich 35(!) Menschen ein. Alle – bis auf mich – „vom Fach“, also von Projekten, die an diesem Thema arbeiten. Es waren Leute aus ganz Deutschland (Berlin, Dresden, Braunschweig, Freiburg(?), natürlich aus Leipzig…) und sogar aus den Niederlanden vertreten, um sich über Erfahrungen, Schwierigkeiten, Lösungsansätze u.v.a.m. auszutauschen. Den ganzen Tag über gab es einen regen Erfahrungsaustausch u.a. zu den Komplexen „Hörbeschreibung und diversitätssensible Sprache“, „Qualitätsstandards“ und „Vernetzung“. Beim Zuhören und Mitreden ist mir extrem deutlich aufgefallen, mit wieviel Liebe, Sachkenntnis, Genauigkeit und Orientierung am Wesentlichen an dem Thema „Audiodeskription im Theater“ gearbeitet wird!

Es ist sehr beeindruckend, welche Anforderungen die Beteiligten an sich und die Qualität ihrer Arbeit stellen, wie viele Gedanken sie sich machen, wieviel Energie, Fleiß und nicht zuletzt Zeit sie investieren – und dass sie dabei doch stets v.a. uns Betroffene im Block haben! Einfach beeindruckend!

(Die Vorstellung von „Das kalte Herz“ [13] zum Abschluss des Fachtages mit Tastführung, Audioeinführung und der – wie ich mir sicher bin – ebenfalls großartigen Audiodeskription von Florian Eib konnte ich dann (wegen Müdigkeit) leider nicht mehr besuchen, werde dies aber zu einem späteren Termin nachholen!

WICHTIG: INKLUSIONSPATEN

Beim o.g. Podiumsgespräch wurde auf ein Projekt hingewiesen, auf welches auch ich in diesem Rahmen gern noch einmal aufmerksam machen möchte: Die „Inklusionspaten“ [14]. Dieses Projekt vernetzt einen Pool von sehenden ehrenamtlichen Freiwilligen mit blinden oder seheingeschränkten Personen, um diesen durch eine Begleitung den Zugang zu Kulturveranstaltungen zu erleichtern. Wer also als blinder oder sehbehinderter Mensch eine Begleitperson für eine Kulturveranstaltung, für eine Freizeitaktivität oder auch im Alltag sucht, findet auf [15] die notwendigen Informationen. Wer selbst gern ehrenamtlich bei diesem Projekt helfen, es anderweitig unterstützen oder andere Leute darauf aufmerksam machen möchte, sei auf [16] verwiesen. Und wenn jemand selbst eine geeignete Veranstaltung plant oder durchführt, oder von einer solchen Veranstaltung weiss, kann sich auf [17] genauer informieren. Dieses Projekt wird inzwischen von Frau Susann Hanske vom Blinden- und Sehbehindertendienst der Diakonie Leipzig [18] organisiert und betreut. Vielen Dank für diese Arbeit!

UNTERSTÜTZUNG DER UNTERSTÜTZER

Häufig habe (sicher nicht nur) ich (nicht nur mich) gefragt, was denn wir Betroffene tun können, um alle diese so wichtigen und sinnvollen Angebote zu unterstützen. Wie können wir also helfen, sie zu erhalten und zu fördern?

Die Antworten, die ich am häufigsten auf diese Frage bekommen habe, waren:

  • Bitte die Angebote nutzen!
  • Gern Feedback geben (sowohl Kritik, Wünsche und Verbesserungsvorschläge, aber gern auch positive Rückmeldungen)!
  • Die Angebote bekannt machen und weiter empfehlen!

Eine weitere Möglichkeit, sich für die wertvollen Angebote – die oft ehrenamtlich, und immer mit viel Einsatz, Verständnis und empathischer Hilfsbereitschaft gemacht und aufrecht erhalten werden – sehe ich noch: Spenden! (Auch wenn dies bisher, meiner Erinnerung nach, niemand von den Beteiligten so ausdrücklich erwähnt hat, denke ich doch, dass man auch durch eine finanzielle Unterstützung viel Gutes bewirken kann.)

Daher hier zwei Hinweise:

  • Wer die vielfältigen Angebote zum Thema Inklusion (und damit auch die
    Audiodeskription) am Schauspiel Leipzig unterstützen möchte, findet auf [19] (unten) die relevanten Daten.
  • Hinweise für Spenden an den Blinden- und Sehbehindertendienst der Diakonie Leipzig (der neben dem o.g. Projekt der Inklusionspaten noch viele weitere Möglichkeiten der Unterstützung für uns Betroffene bietet) finden sich auf [18] (ganz unten!).

(geschrieben von Heiko Degenhardt)

Pfiffikusse erfreuten Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Großenhain

Bei der Weihnachtsfeier des Blinden- und Sehbehindertenverbandes, Kreisorganisation Großenhain, am 02.12.2023, gab es ein Novum. Nach langer Suche war es dem Vorstand gelungen jemanden für ein weihnachtliches Kulturprogramm zu finden. Es handelte sich um die Vorschulkinder der KITA Pfiffikus Großenhain.

Die Kinder trugen Ihre Gedichte und Lieder mit großer Begeisterung und einfühlsam vor, so dass bei manchen unserer Mitglieder Tränen rollten. Ganz aufgeregt waren dann alle im Raum, als der Weihnachtsmann an der Tür klopfte und eintrat. Er hatte viele Geschenke für die Kinder und die Erwachsenen in seinem Sack. Lustige Gespräche und ein schmackhaftes Mittagessen rundeten die Weihnachtsfeier ab, so dass alle voller Vorfreude auf das Weihnachtsfest nach Hause gingen.

Ein Dank geht an dieser Stelle an Frau Sabine Haupt, die Vorschulkinder der KITA, den Weihnachtsmann und das Team der Begegnungsstätte.

Blinde und sehbehinderte können sich sehr gern mit ihren Fragen und Problemen unter 0176-30454301 oder bsvs.grossenhain@gmail.com an Frank Herrmann wenden.

Bericht zur Woche des Sehens 2023 in Plauen

Wie nehmen blinde und sehbehinderte Menschen ihre Umgebung wahr und welche Herausforderungen müssen sie im Alltag meistern? Das konnten Interessierte auch in diesem Jahr zur bundesweiten Woche des Sehens erfahren und erleben. Im vogtländischen Plauen hatte der Blinden- und Sehbehindertenverband Sachsen gemeinsam mit Dagmar Nauruhn, der Behinderten- und Seniorenbeauftragten des Vogtlandkreises, ein vielseitiges, kreatives Programm auf die Beine gestellt. „Augen als Fenster zur Welt“ lautete das Motto der spannenden Veranstaltungsreihe für Menschen mit und ohne Sehbehinderung

Zum Auftakt am 10. Oktober fanden sich etwa 30 „Nachtschwärmer“ um 19 Uhr am Brunnen vor dem Neuen Rathaus ein, um Stadtführer Uwe Rödel in der Rolle des historisch verbürgten Nachtwächters Friedrich-Wilhelm im Dunkeln durch die Plauener Altstadt zu folgen. Standesgemäß im Stil des späten 19. Jahrhunderts gekleidet und mit Laterne, Hellebarde und Horn ausgerüstet, führte er die Gruppe durch den mit geschichtlichen und architektonischen Fakten, spannenden Begebenheiten und lustigen Anekdoten angereicherten Rundgang.

Auch zur Geschichte der 300 Jahre alten Lutherkirche erfuhren die Teilnehmer des Nachtwächterrundgangs zur Woche des Sehens viel Interessantes. Schräge Ansicht auf die Lutherkirche. Der Hintergrund ist ein dunkelblauer Nachthimmel. Vor der Kirche ist ein gepflasterter Gehweg mit zwei leuchtenden Laternen, einer Ampel und zwei Pollern. Danach folgt die Straße und am unteren linken Bildrand ist wieder ein Stück gepflasterter Gehweg.
Foto: BSVS/KO Vogtland/Jana Färber

Zwei Tage später, am 12. Oktober, wartete an der Zentralhaltestelle am Tunnel eine merkwürdig aussehende Straßenbahn auf Neugierige. Die Glasscheiben waren mit schwarzem Stoff beklebt. Sobald sich die Türen geschlossen hatten, tauchten die Passagiere in fast völliger Finsternis in die Welt blinder Menschen ein und erfuhren während einer Stadtrundfahrt von André Brendle viel Wissenswertes über Herausforderungen, Lösungen und Hilfsmittel im Alltag und im Berufsleben. Zweimal drehte die Bahn ihre Runde auf dem Schienennetz. Nach der Rückkehr wartete jeweils ein Highlight auf die Gäste: am Vormittag ein Spaziergang zum neuen Bronze-Tastmodell des mittelalterlichen Plauens an der Johanniskirche und am Nachmittag ein lautstarker, rhythmischer und mitreißender Auftritt der Trommelwirbler des Fanprojekts Plauen-Vogtland e.V., zu dem Snacks und Getränke verteilt wurden. Insgesamt ließen sich an diesem Tag ca. 30 Teilnehmer in der verdunkelten Straßenbahn chauffieren.

Die abgedunkelte Straßenbahn vor der Rundfahrt zur Woche des Sehens.
Foto: BSVS/KO Vogtland/Jana Färber

Den Abschluss der diesjährigen Woche des Sehens bildete am 17. Oktober eine kostenlose Filmvorführung im Capitol-Kino. Gezeigt wurde „Der Junge muss an die frische Luft“ nach dem autobiografischen Roman von Hape Kerkeling mit Audiodeskription. Vor dem Film hielt Sarah Smitkiewicz, Koordinatorin von Blickpunkt Auge Sachsen, einen Vortrag zum Thema: „Ich sehe so, wie du nicht siehst – Leben mit einer Sehbehinderung, was heißt das?“ Im Foyer waren das LHZ Dresden, der VDK, Blickpunkt Auge, das Pflegenetzwerk des Vogtlandkreises, der VITAL e.V. und die Plauener Straßenbahn GmbH mit Infoständen vertreten. Etwa 50 Gäste mit und ohne Behinderung informierten sich und nahmen zur Filmvorführung im Kinosaal Platz.

Vor dem Filmtheater Capitol in Plauen weist ein großes Banner mit dem Logo von Blickpunkt Auge auf die Veranstaltung zur Woche des Sehens hin.

Foto: BSVS/KO Vogtland/Jana Färber

Zwei weitere geplante Abende mit der Erlebnisgastronomie Dunkelrestaurant mussten mangels Interesse leider ausfallen. Das war aber nur ein kleiner Wermutstropfen, denn insgesamt zogen die Organisatoren eine positive Bilanz der Woche des Sehens. Nächstes Jahr wird es eine Neuauflage geben.

(geschrieben von Jana Färber, Kreisorganisation Vogtland)

Bei Regen nach Freiberg

Die Mitglieder des Blinden und Sehbehindertenverbandes Sachsen, Kreisorganisation Großenhain und deren Begleitpersonen, fuhren am 27.10.2023 bei strömenden Regen nach Freiberg. Das schlechte Wetter brachte der guten Laune keinen Abbruch, denn im Bus vom Busunternehmen Jens Kretzschmar scheint immer die Sonne.

In Freiberg angekommen machten wir mit der Silberstadtbahn eine einstündige Stadtrundfahrt, bei wir sehr viel über die Geschichte der Stadt erfuhren. Nach einem köstlichen Mittagessen gingen wir zu Fuß zum Dom. Hier hatten wir eine Führung, bei der die Geschichtsdaten vertieft wurden. Der Innenraum des Domes wurde uns ausführlich beschrieben. Wir durften auch vieles Anfassen und Abtasten, so dass unser fehlendes Sehvermögen zum Teil ausgeglichen wurde.

Ein Dank geht an dieser Stelle an Frau Wegner vom Busunternehmen für die Organisation und den Fahrer Helmut-Jens, für die ausführlichen Beschreibungen und die vielen Witze während der Fahrt.

Blinde und Sehbehinderte können sich sehr gern unter bsvs.grossenhain@gmail.com oder 0176-30454301 mit Ihren Fragen und Problemen an Frank Herrmann wenden.