Segeln mit blinden und sehbehinderten Menschen

„Wenn blinde und sehbehinderte Menschen Auto fahren können, dann könnt Ihr doch auch Segeln.“ Dieser Satz von Helfried Haupt (CYCM) im Jahr 2019 zu seinem Freund Jens Fritzsch (BSVS e.V.) stand am Anfang des Segeltages.

Segelboote auf dem See
Foto © Freytag-Liebing

Aus der Idee folgte die Umsetzung, so ging es für 20 Mitglieder des BSVS e.V. am 27. August 2020 an den Cospudener See zum Segeln. Klar standen vorher viele Fragen offen. Wie kommt ein blinder Mensch auf ein wackeliges Segelboot? Was, wenn Jemand ins Wasser fällt? Hat man Angst bei Schräglage oder wenn man sich auf so kleiner Fläche nicht orientieren kann? Wie lässt sich der Tag unter Corona Bedingungen durchführen?
Mit Katrin, einer unerschrockenen blinden Frau, konnten wir 14 Tage vor dem Segeltag erst einmal testen, worauf die Skipper achten und sich die blinden und sehbehinderten Mitglieder einstellen müssen. Viele wertvolle Hinweise nahmen wir für die Veranstaltung mit.

Getroffen haben wir uns am Vereinsheim des Cospudener Yacht Club Markkleeberg e.V. Uns wurde kurz etwas zur Geschichte des Vereins erzählt. Anschließend verinnerlichten alle Beteiligten die ausgearbeiteten Hygieneregeln. Wir erhielten die Einweisung, was beim Segeln zu beachten ist, sowie unsere Schwimmwesten. Zunächst hatten Mitglieder des Segelvereins die tolle Idee, uns die Möglichkeit zu geben, an einem Optimisten Boot den Aufbau eines Segelbootes zu erfühlen. Ein junger Segelschüler erklärte alles, beantwortete unsere Fragen und auf einer Schautafel konnten verschiedene Seemannsknoten ertastet werden.

Blinde Menschen stehen vor einem Seegelboot
Foto © Freytag-Liebing
Ein Segelschüler erklärt
Foto © Freytag-Liebing

Danach ging es in Zweier- oder Dreiergruppen mit jeweils zwei erfahrenen Skippern auf elf Kielboote ins Wasser. Gleichzeitig startete das Rettungsmotorboot, gesteuert von Mitgliedern der Jugendgruppe des CYCM, um im Notfall für uns parat zu sein. An Bord erhielten wir eine knappe Einführung in die Segelgrundlagen und somit bekam jeder die Chance auch einmal selber das Boot zu steuern.

Kielboot mit leuchtendem weißem Großsegel auf den See
Foto © Freytag-Liebing

Unsere Bianca sagt über das Erlebte: „Das ist auch auf Leipzigs Seen möglich. Für mich kein ganz unbekannter Sport. Während meiner Schulzeit war ich schon einmal auf einem Segelboot. Erwartungen hatte ich nicht. Ich wollte Wasser, spürbaren Wind und vor allem Spaß. Alle drei Wünsche wurden erfüllt. Wir durften unser Boot steuern, es sogar in Schräglage bringen, das Segel bedienen oder einfach nur genießen. Ich könnte es mir immer wieder vorstellen.“

Auf dem gelben Kielboot mit weißem Segel sitzen zwei blinde Frauen und ein Skipper
Foto © Freytag-Liebing

Beim anschließenden gemeinsamen Grillen am Vereinsheim, verabredeten sich bereits Mitglieder beider Vereine zu einer weiteren Fahrt. Schön, dass wir uns mit einem kühlen Getränk in der Hand nochmal alle über das erlebte austauschen konnten. Da gab es auch einiges zu berichten. „Besonders überrascht war ich, dass sich unsere blinde Crew völlig angstfrei in den Wind gelegt hatte.“ sagte Peter. „Das sofort ein intuitives Gefühl für Richtung, Wind und Geschwindigkeit vorhanden war. Da kann manch ein erfahrener Segler viel von Euch lernen.“ war zu hören.

Mit wieviel Liebe und Begeisterung dieser Tag von beiden Vereinen ehrenamtlich vorbereitet und durchgeführt wurde, das vorbehaltlose aufeinander Zugehen und gegenseitige Vertrauen bei einer für beide Seiten neuen Erfahrung. Das war Inklusion, wie wir es uns wünschen und zur nächsten Segelsaison treffen wir uns wieder!

(Quelle: Jens Fritzsch, Leiter KO Leipzig-Stadt, BSVS)

Tiergeschichten erlebbar gemacht

Am 05.09.2020 trafen sich die Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenverbandes, Kreisorganisation Großenhain sowie deren Begleitpersonen in der Begegnungsstätte zur traditionellen herbstveranstaltung.

Als Gast hatten wir uns Frau Regine Kretzschmar, eine Buchautorin, eingeladen. Sie las uns Passagen aus ihrem neuesten Buche vor und erklärte uns, wie der Weg eines Buches vom ersten Gedanken bis ins Regal einer Buchhandlung verläuft. Weiterhin verriet sie uns, wie sie zum Schreiben kam. Da sie ihre Buchfiguren, es sind zumeist Katzen, als Handpuppen mithatte, welche wir in die Hand nehmen durften, konnten wir uns ihre Geschichten lebhaft vorstellen. Den Zuhörern wurde bewusst, dass auch Tiere Gefühle haben und diese sehr stark mit menschlichem Tun und Handeln vergleichbar sind.

Ein Dank geht an dieser Stelle an Frau Kretzschmar sowie die zuverlässigen Mitarbeiter der Begegnungsstätte und an Ronny, der alles organisiert hatte.

Blinde und Sehbehinderte können sich sehr gern mit ihren Fragen und Problemen an Frank Herrmann unter 0176-30454301 oder fh.bsv.grh@t-online.de wenden.