Zu einer Präsentation des Deutschen Zentrums für barrierefreies Lesen (DZB-Lesen) aus Leipzig waren am 16.09.2023 Frau Exner und Herr Sakinc in unserer Kreisorganisation zu Gast.
Die beiden Mitarbeiter dieses Hauses stellten zunächst die Einrichtung und deren umfangreiche Geschichte vor. Anschließend informierten sie über die vielen Möglichkeiten, welche inzwischen angeboten werden. Viele unserer Mitglieder und Begleitpersonen staunten nicht schlecht, wie umfangreich das Angebot inzwischen ist. Sie kannten es nur dahingehend, dass man Punktschrift- und Hörbücher ausleihen kann.
Allein bei der Ausleihe der Hörbücher hat sich sehr viel verändert. Diese, aber auch aller anderen Medien ist inzwischen online möglich. Man kann sich mit einem ABO das Fernsehprogramm am Telefon anhören. Bekommt Hilfe bei technischen Problemen sowohl als Blinder oder Sehbehinderter. Man kann Zeitschriften kaufen, sich Musiknoten in Blindenschrift erstellen lassen. Aber auch Landkarten, Stadtpläne sowie Kalender werden als Relief zum Abtasten produziert.
Ein großer Dank geht an dieser Stelle an Frau Exner und Herrn Sakinc sowie das Team der Begegnungsstätte für die Bewirtung.
Blinde und Sehbehinderte aus dem Altkreis Großenhain können sich sehr gern mit ihren Fragen und Problemen unter 0176-30454301 oder bsvs.grossenhain@gmail.com an Frank Herrmann wenden.
Am 31.08.23 führte das dzb lesen eine Online-Veranstaltung mit dem Thema „Hör zu – Das Studio des dzb lesen stellt sich vor“ durch, über die ich hier kurz berichten möchte:
Die Veranstaltung war im Vorfeld u.a. per Mail und auch auf der Webseite des dzb lesen angekündigt worden [1]. Sie wurde als Zoom-Meeting durchgeführt. Eine Teilnahme konnte über die Zoom-App, einen Webbrowser oder auch per Telefoneinwahl erfolgen.
Soweit ich es richtig mitbekommen habe, fanden sich pünktlich um 17:00 Uhr über 60(!) Interessierte aus ganz Deutschland im virtuellen Besprechungsraum ein.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Prof. Dr. Thomas Kahlisch, den Direktor des dzb lesen, übernahm dann Frau Jana Lorenz die Gesprächsleitung.
Als Gäste hatten sich einige bekannte Sprecherinnen und Sprecher von Hörbüchern aus der dzb-Bibliothek vor Ort in der dzb lesen eingefunden:
Simone Cohn-Vossen, Anke Stoppa, Volker Behr, Peter Komarowski, Günter Schoßböck und Florian Eib. Als Fachmann für die Technik und die Aufnahmen im Studio war Herr Khrystian Furmanek, der Toningenieur im dzb lesen, dabei. Frau Kristin Förster war v.a. für Technik der Veranstaltung und für die Kommunikation mit den Zuhörerinnen und Zuhörern verantwortlich. (Natürlich gab es zusätzlich noch viele helfende Hände im Hintergrund, die ich hier leider nicht namentlich erwähnen kann.)
Es entwickelte sich ein (aus meiner Sicht) äußerst angenehmes, kurzweiliges, interessantes und sachkundiges Gespräch mit vielen spannenden Schilderungen und auch vielen humorvollen Anekdoten aus der Praxis. Man erfuhr etwas über die Abläufe beim Einlesen, die Vor- und Nachbereitungen, die Auswahl der Bücher, über die Pflege der Stimmen, über technische Hintergründe und Besonderheiten im Studio u.v.a.m.
Ich war und bin besonders beeindruckt davon, mit wieviel Einfühlungsvermögen, Kompetenz und Interesse, aber vor allem auch Empathie und Verständnis für die verschiedenen Bedürfnisse ihres Zielpublikums die Sprecherinnen und Sprecher, sowie der Toningenieur bei ihrer Arbeit beim Einlesen der Hörbücher vorgehen! Und, natürlich, wieviel Herzblut, Aufwand, Engagement sowie auch technisches Knowhow letztlich in den Aufnahmen steckt.
Diese Veranstaltung hat mir dies alles wunderbar vermittelt. Ebenso gab es die Möglichkeit, Fragen zu stellen, Feedback zu geben und Rücksprache zu halten – per Chat oder mündlich. Eine sehr schöne Möglichkeit, wie ich finde!
Eine Aufzeichnung all dessen soll es dann ebenfalls bald geben. Sie wird ab etwa Mitte September auf dem Youtube-Kanal des dzb lesen zu finden sein [2]. Für alle, die sich gern mal einen Überblick verschaffen wollen, dürfte dies eine gute Möglichkeit sein.
Wichtig ist mir noch der folgende Hinweis: Alle Beteiligten waren und sind sehr an Rückmeldungen und Feedback von uns Hörerinnen und Hörern interessiert! Also Lob und Kritik sowie Vorschläge für eventuell lesenswerte Bücher sind ausdrücklich willkommen! Damit können wir alle helfen, diese tollen Angebote weiter zu verbessern.
Und: Wenn mir zukünftig mal wieder jemand auf einem Fahrrad begegnet – murmelnd, schmatzend oder genüsslich ein möglicherweise gar nicht vorhandenes Brot kauend – dann werde ich nicht mehr verwirrt oder verständnislos den Kopf schütteln. Schließlich könnte es sich dabei ja um die Aufwärmübungen vor dem Einlesen eines Hörbuchs an der dzb lesen handeln…
Abschließend also von mir ein riesengroßes Lob und ein herzliches Dankeschön an das dzb lesen sowie an alle Beteiligten für ihre tolle Arbeit und für diese wirklich gelungene Veranstaltung!
Spitzentreffen, 7.September 2023, 10:30 -13:30 Uhr, Georg Schmolz, Redaktionsleiter Barrierefreiheit
Ich begrüße Sie auch in diesem Jahr sehr herzlich und freue mich auf den gemeinsamen Austausch.
In den vergangenen Jahren haben wir sie über die Zunahme barrierefreier Zugänge im MDR FERNSEHEN informiert. Jedes Jahr gab es ein Plus an Untertitelung, ein Mehr an Gebärdensprache und auch eine wachsende Audiodeskription. Was der MDR alles barrierefrei anbietet, darüber wollen wir die Menschen noch besser informieren. Zu Vielfalt und Umfang der Angebote gibt es neu vier Videos, die über die barrierefreien Programmzugänge z.B. im MDR FERNSEHEN informieren.
Über einen QR-Code gelangen Sie zu den vier Videos zu Untertitelung, Gebärdensprache, Audiodeskription und Leichte Sprache:
Alle vier sind untertitelt und mit Gebärdensprache übersetzt. Den Code können Sie gerne auch veröffentlichen.
Lineares Fernsehen und non-lineare Mediathek
Die Intendantin hat es bereits erwähnt. Im Mittelpunkt steht heute nicht so sehr die Barrierefreiheit des MDR FERNSEHEN. Sondern ob und in welchem Umfang die digitalen Angebote z.B. im Internet für Sie zugänglich sind.
Warum ist das wichtig? Viele Menschen schauen nicht mehr klassisch Fernsehen, sondern sind im Netz, in den sozialen Medien unterwegs und nutzen unsere Angebote lieber non-linear. Das gilt für den Livestream des MDR Fernsehen aber ganz besonders für die Videos in der Mediathek. Das Angebot in der Mediathek ist vielfältiger und deutlich umfangreicher. Denn die digitale Welt kennt keine 24 Stundenschema, keine festen Sendezeiten, keine vorgegebene Sendelänge.
Die Frage ist: Gelingt es dem MDR die digitale Barrierefreiheit auf ein vergleichbares Niveau zu bringen, wie sie im MDR Fernsehen vorhanden ist?
Barrierefreie lineare Angebote im MDR FERENSEHEN
Wenn diese Angebote die Richtschnur sind, wo stehen wir also in der analogen Barrierefreiheit?
95% des MDR Fernsehen stehen für Sie mit Untertitelung zur Verfügung – vom Programmtrailer bis zur mehrstündigen Unterhaltungsshow. Keine Landesrundfunkanstalt bietet mehr.
Kein Sender hat außerdem so viel Gebärdensprache im Angebot. Jährlich bieten wir etwa 38.000 Sendeminuten (= 634h) für gehörlose Menschen mit Deutscher Gebärdensprache. Darunter z.B. auch alle Tatorte und Polizeirufe 110 im ERSTEN. Es ist die erste regelmäßige fiktionale Sendung im deutschen Fernsehen mit DGS.
Täglich bietet das MDR Programm durchschnittlich etwa 5 Stunden mit Audiodeskription. Übrigens sind es am Abend sogar über 35% mit Hörbeschreibung.
Das ist insgesamt ein Angebot, das sich sehen lassen kann. Hinzukommt, dass wir neben dem Ausbau dieser Angebote zugleich deren Qualität regelmäßig prüfen. An dieser Stelle ein „Danke“ an Sie. Denn diese Qualitätskontrolle geschieht mit Ihrer Hilfe. Allein sieben Treffen, Workshops und Seminare haben wir im letzten Herbst mit den verschiedenen Verbänden veranstaltet und verbessern auch damit die barrierefreien Angebote.
Barrierefreie non-lineare Angebote in der Mediathek
Wo steht der MDR nun in der „Digitalen Barrierefreiheit“? Sie erinnern sich vielleicht, vor einem Jahr hatten wir Ihnen die Strategie vorgestellt. Ist sie bisher erfolgreich?
Diese Herausforderung scheint ganz einfach zu sein. Denn sämtliche barrierefreien Programmzugänge aus der linearen Verbreitung, also aus dem Fernsehen (UT, DGS, AD) werden, wo es rechtlich möglich ist, auch in der digitalen Verbreitung angeboten. Das Programmangebot im Fernsehen beruht auf 24 Stunden Sendezeit täglich. Die Zahl der Videos im Internet hingegen ist nicht begrenzt. Allein von 2021 auf 2022 haben die Videos auf der MDR-Webseite um ca. 300% zugenommen und das web-exklusive Angebot wächst weiter. Und damit auch das Volumen, das barrierefrei ausgestattet werden muss.
Was heißt das praktisch für z.B. die Mediathek, die der MDR in seiner Barrierefreiheitsstrategie besonders in den Fokus gestellt hat: 2021 zählte das MDR-Angebot in der ARD-Mediathek ca. 300.000 Sendeminuten, von denen 81% untertitelt waren. Ein Jahr darauf, 2022, waren es über ca. 750.000 Sendeminuten. Trotz des deutlich gewachsenen Volumens konnten wir die Untertitelungsquote auf 86% steigern. Und aktuell?
Wenn wir die bisherige Entwicklung in diesem Jahr hochrechnen, müssen wir von ca. 1,2 Millionen Sendeminuten ausgehen, die bis zum Jahresende in der Mediathek angeboten werden. Man würde erwarten, dass die digitale UT-Quote einbricht oder zumindest stagniert. Das ist nicht der Fall. Unsere Arbeitsabläufe haben wir so optimiert, dass wir für dieses Jahr von 88% UT in der Mediathek ausgehen.
Angebote mit Gebärdensprache werden vom MDR non-linear verbreitet. Diese Entscheidung war vor einigen Jahren sehr vorausschauend getroffen worden und sie bedeutet, dass Sie z.B. den Tatort am Sonntag im ERSTEN mit DGS entweder im Smart-TV (HbbTV) zuschalten oder den Livestream MDR+ im Internet verfolgen können. Es vereint – im gewissen Sinn – das Beste aus beiden Welten. Deshalb muss der MDR die digitale Barrierefreiheit für dieses Angebot nicht neu entwickeln.
Es gibt aber Änderungen. Die Sendung MDR um 11 am Vormittag wurde eingestellt. Seit Montag, dem 4.9.2023 informiert die Sendung „MDR um 2“ über alles Wichtige aus den Regionen Mitteldeutschlands. Sie wird deshalb auch in DGS übersetzt. Der frühe Nachmittag bietet die Chance auf noch mehr Informationen. Wir haben über diese Änderung in unseren regelmäßigen Newsletter informiert.
An dieser Stelle werbe ich gerne für unseren Newsletter. Er stellt Ihnen jede Woche die barrierefreien Höhepunkte des MDR Programms vor. Den Newsletter der MDR-Barrierefreiheit können sie abonnieren unter: https://www.mdr.de/barrierefreiheit/newsletter/index.html
Für blinde und sehbehinderte Nutzer und Nutzerinnen steigern wir die Hörfilmbeschreibung web-exklusiver Formate. Insgesamt 272 Hörfilme produzierte der MDR im letzten Jahr. Darunter zusätzlich etwa 20 web-exklusive Hörfilmfassungen mit etwa 1.000 Sendeminuten. Darunter sind fiktionale Formate ebenso wie Dokumentarisches. Letzteres ist übrigens ein Schwerpunkt der Audiodeskription im MDR. Knapp die Hälfte aller Hörfilme sind Dokus und Reportagen.
Leichte Sprache
Das sind die klassischen barrierefreien Programmzugänge. Dazu kommen weiter Angebote, damit der MDR sein vielfältiges Angebot allen Menschen zugänglich machen kann. Deshalb gibt es z.B. Nachrichten in Leichter Sprache für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder auch funktionalen Analphabeten. Bei manchen Themen sind die Nachrichten allein aber nicht ausreichend für das Verständnis. Zum Beispiel Corona oder der Ukraine-Krieg u.v.m. Deshalb ergänzen wir diese Nachrichten seit dem Frühjahr mit Informationen in Leichter Sprache. Sie sollen Hintergründe und Zusammenhänge erläutern.
ir wollen in diesem Bereich aber noch mehr erreichen. Wir treffen uns regelmäßig auf der Arbeitsebene mit Ihnen und haben solche praktischen Begegnungen auch mit Menschen mit Lernschwierigkeiten. Deshalb haben wir heute zum Beispiel einen Vertreter dieser Gruppe behinderter Menschen als Gast zum Spitzentreffen eingeladen. Als Gesprächspartner in Fragen der Leichten Sprache hat er uns schon oft mit seinem Rat praktisch unterstützt. Deshalb ist es er heute bei uns. Außerdem haben wir im MDR einen zweiten Vertreter der Menschen mit Lernschwierigkeiten, der in der Redaktion Barrierefreiheit derzeit hospitiert. Beides ist eine Premiere für uns und es ist eine sehr spannende Zeit, in der wir mit Sicherheit viel lernen werden.
Hörfunk – Texte zum Nachlesen
Etwas Neues hat sich der MDR auch für hörgeschädigte Menschen einfallen lassen: Wir bieten ausgewählte Angebote der Audiothek in Textform zur Nachlese an. Als Auftakt stehen insgesamt vier Podcasts und einige Reportagen verschriftlicht zur Verfügung (Beispiele: KEMFERTS KLIMA, WAHLKREIS OST, KEKULÉS GESUNDHEITS- sowie CORONAKOMPASS).
Sie sehen, der MDR löst sein Versprechen ein. Er macht ihnen mehr und mehr barrierefreie Angebote. Das gilt für Programmzugänge und -inhalte ebenso wie außerhalb, off screen, wie man sagt.
Inklusion in und außerhalb des MDR-Programms
Ein Beispiel ist das Fanfest von „In aller Freundschaft“ am 28.Oktober. Es wird ein inklusives Fest sein: Die Führungen durch das Set gegenüber in der MediaCity werden z.B. inklusiv sein. Für hör- bzw. sehbehinderte Gäste wird es Gebärdensprachübersetzungen und Hörbeschreibungen geben. So können Sinnesbehinderte und Nichtbehinderte gemeinsam an den Führungen teilnehmen. Auch das Festprogramm hier auf dem Gelände wird entsprechend unterstützt. Eine schöne Herausforderung, an der wir derzeit intensiv arbeiten.
Im Programm wächst die Zahl der Themen, die sich mit Fragen, Menschen und Aufgaben rund um Behinderungen beschäftigen, z.B. Kultur- und Reisetippes für behinderte Menschen wie in hinREISEND. Ganz besonders gilt das für „Selbstbestimmt“. Die Sendung von behinderten Menschen für alle Interessierten wurde überarbeitet und präsentiert sich seit diesem Jahr im neuen Gewand. Drei sogenannte Hosts, im weitesten Sinne so etwas wie Moderatoren, beleuchten ein Thema von mehreren Seiten. Das Besondere: die drei Hosts Mathias Mester, Tan Caglar und Gina Rühl sind selbst behindert. Sie treffen interessante Gesprächspartner und –innen, manche ebenfalls behindert, manche nicht, und diskutieren spannende Fragen, wie z.B.: Wie geht guter Sex? Was reizt uns an Extremen? Brauchen wir Helden? Die Sendung steht mit UT, Gebärdensprache und Audiodeskription sowohl in der Mediathek wie im MDR Fernsehen zur Verfügung.
Ein anderes wichtiges Thema sind Kinderprogramme und Barrierefreiheit. Der MDR verantwortet federführend für die ARD und das ZDF auch den Kinderkanal (KiKA).
Auch KiKA pflegt einen praktischen Austausch auf der Arbeitsebene. Dabei ist z.B. die Anregung entstanden, auch die Programmangebote für Vorschulkinder barrierefrei zu gestalten. Das richtet sich weniger an die KiKA-Zielgruppe (Kinder von 3 bis 5 Jahren), vielmehr an hörgeschädigte Erziehungsberechtigte bzw. Begleitpersonen. Beispiel ist das KiKA-Format „ENE MENE BU“, das seit neuestem untertitelt wird.
Im KiKA wächst die Untertitelquote 2022 und 2023: – Stand 31.12.2022: 71,4 Prozent – Stand 30.06.2023: 73,9 Prozent.
Das gilt auf niedrigerem Niveau auch für Audiodeskription. 2022 und 2023: – Stand 31.12.2022: 5,8 Prozent – Stand 30.06.2023: 8,2 Prozent.
Gebärdensprache Das KiKA-Eigenformat „Triff…“ wird mit DGS ausgestattet. Die 90-minütige Live-Show „KiKA Award“ in Erfurt live wird gebärdet und per Livestream bereitgestellt.
Die Partnersender der ARD und das ZDF statten ihre Zulieferungen an KiKA zunehmend ebenfalls barrierefrei aus, wie, z.B. Sesamstrasse, Sendung mit der Maus, logo, Wissenmacht Ah usw.
Die barrierefreien Fassungen stehen ebenfalls, wo es die Rechtelage erlaubt, auf kika.de und in der KiiKA-Player-App nonlinear zur Verfügung.
Besondere Projekte – Am 24.09.23 werden anlässlich des Internationalen Tages der Gehörlosen ganztägig vielfältige Programme im linearen KiKA-TV-Angebot in Gebärdensprache ausgestrahlt. Und es ist geplant Live-Show „Junior Eurovision Song Contest 2023“ am 26.11.23 mit Live-DGS und -AD zu übertragen.
„Ich kann das barrierefreie Programm nicht empfangen!“
Das soweit der Überblick über die barrierefreien Angebote des MDR. Wir wollen Sie aber auch über Schwierigkeiten informieren, auf die wir auf einem ganz anderen Feld stoßen: Die zunehmende Vielfalt der Verbreitungswege wie auch die zunehmende Komplexität der notwendigen Technologien erschwert gelegentlich, dass Sie unsere Angebote erfolgreich nutzen können
Ein Beispiel: Der MDR hat eine neue Sendeabwicklung eingerichtet. Das ist die Stelle, die im Fernsehen die Sendungen steuert. Mit der Aktivsetzung kam es seit März d.J. zu vielen Ausfällen der Untertitel. Die neue Software „spielte“ u.a. nicht mit anderen Programmierungen. Eine Arbeitsgruppe aus allen beteiligten Bereichen konnte schließlich die Probleme lokalisieren, der Softwareentwickler musste noch mal sozusagen ins Labor. Nun scheint das Problem behoben zu sein.
Oft kommt es zu Fehlern, die extern begründet sind: Im letzten Jahr war die Gebärdensprache zwar im Livestream im Netz, nicht aber im HbbTV zugänglich. Nach zehn Tagen konnten wir die Ursache finden: In der ARD Mediathek in Mainz war eine Software ausgetauscht worden, die offensichtlich HbbTV beeinflusst hat.
Ein anderes, ganz besonderes Beispiel: Kabelnetzbetreiber erhalten vom MDR das vollständige Sendesignal, also einschließlich der Untertitel. Bei einem Betreiber ist das Signal nur unvollständig weitergeschickt worden. Mit dem Ergebnis, dass die UT beim Endnutzer verschwunden war. Dank der Kollegen unserer Technikhotline (Kontakt: Technik@mdr.de bzw. 0341 300 9595) konnte das Problem lokalisiert und behoben werden. Barrierefreiheit ist keine Einzelleistung, sondern die Leistung vieler Beteiligter.
Wir alle hier im MDR sind in allen Fragen – auch bei Empfangsproblemen – bemüht, Abhilfe zu schaffen. Ich bitte aber um ihr Verständnis, dass das manchmal gar nicht so einfach ist. Wenn wir z.B. entweder davon nicht wissen oder externe Fehlerquellen und Ansprechpartner gefunden werden müssen.
Das Positive daran ist, wir finden in der Regel die Fehlerquellen. Und zwar dann, wenn Sie uns sagen, da und da gibt es ein Problem. Wenn Sie uns informieren, sei es über die Technik-Hotline, den Zuschauerservice oder ganz einfach uns: Die Barrierefreiheit (Barrierefreiheit@mdr.de ).
Wir sind für Sie da!
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
(geschrieben Georg Schmolz, Redaktionsleiter Barrierefreiheit, MDR)
Unter dieses Motto könnte man den Besuch von Frau Staatsministerin Petra Köpping am 14. August 2023 in unseren Geschäftsräumen auf der Louis-Braille-Straße stellen.
Zum Auftakt besichtigte sie unter einer Simulationsbrille das Landeshilfsmittelzentrum und informierte sich zu verschiedenen praktischen Helfern für den Alltag mit einer Sehbehinderung. Bei Blickpunkt Auge erfuhr sie, worin die größten Herausforderungen für unsere betroffenen Menschen bestehen und welche Entwicklungen die beiden Angebote des BSVS mit der Unterstützung des Freistaates und ihres Ministeriums in den letzten Jahren genommen haben.
Bei dem sich anschließendem Austausch zeigte sie sich sehr beeindruckt vom gerade Erlebten und freute sich über diese gute Entwicklung unserer Angebote für die Menschen im Freistaat.
Begleitet wurde sie von ihrer Referatsleiterin Frau Adolf. Weiter dabei waren unser Landesbeauftragter für Inklusion von Menschen mit Behinderung, Herr Michael Welsch und die Büroleiterin der Staatskanzlei, Frau Petry, unser Geschäftsstellenleiter Herr Adam sowie Herr Asmus, Herr Freudenberg, Herr Hauschild und Herr Schneider vonseiten des BSVS.
In dieser Runde wurden nun die für uns existenziellen Fragen im Klartext angesprochen und diskutiert. Dazu gehörte als Erstes die Kürzung der Pauschalförderung der Krankenkassen 2023 für unseren Verband um rund ein Drittel der beantragten Summe, deren Auswirkungen im 2. Halbjahr bewältigt werden müssen.
Als praktisches Beispiel kam auch die bis heute nicht erfolgte Ausreichung von einer schon für dieses Jahr zugesagten Förderung, für eine KO-Geschäftsstelle, durch den Landkreis zur Sprache. Hier geht es nicht nur um das fehlende Geld, sondern auch um die sich aus dieser Tatsache ergebenden arbeitsrechtlichen Konsequenzen.
Die zukünftige Sicherstellung der Finanzierung unserer Mitarbeiter der Geschäftsstelle in Dresden für unseren sachsenweit tätigen Verband wurde als Nächstes intensiv erörtert. Dabei stellten wir übereinstimmend fest, dass die einzig mögliche Finanzierung über immer neue Projekte nicht geeignet ist, unseren drei Mitarbeitenden einen zukunftssicheren Arbeitsplatz zu garantieren. Auch die Doppelbelastung von Projekt und den grundsätzlichen Arbeitsaufgaben ist auf Dauer nicht mehr vertretbar.
Frau Köpping sagte zu, die von uns geschilderten Probleme in den nächsten Haushaltsberatungen zu besprechen, führte aber auch an, dass viele wichtige Vorschläge und Maßnahmen, die ihr Ministerium im Laufe ihrer Amtszeit vorgeschlagen hat, vom großen Koalitionspartner zwar anerkannt, aber nicht unterstützt wurden. Sie erläuterte uns, dass die Staatsregierung eine Neuausrichtung der sächsischen Förderpolitik einleitet. Es soll übersichtlicher, digital in Antragstellung und Bewilligung und weniger bürokratisch werden. Wir meldeten hierzu unsere Bedenken an, die von ihr auch teilweise bestätigt wurden. Im Entwurf dieses Vorhabens ist ersichtlich, dass das Problem der finanziellen Sicherstellung teilweise erkannt wurde und es vielleicht zu einer Rückkehr zu schon bewährten Förderpraktiken kommen kann.
Frau Köpping kam in diesem Zusammenhang auch auf das erfolgreiche Förderprogramm „Lieblingsplätze Sachsen“ zu sprechen, das auch im bundesweiten Vergleich seinesgleichen sucht. Hier wurde viel für die Barrierefreiheit getan, es gibt hier aber auch zum Beispiel bei Ärzten eine gewisse Zurückhaltung, die dazu geführt hat, dass die eingestellten Fördermittel nicht ausgeschöpft wurden. Hier können und sollten wir als BSVS unbedingt aktiver werden und diese gute Maßnahme gezielt verbreiten, bewerben und unterstützen.
Die Forderungen unserer Verbände für die Landtagswahl 2024 waren die nachfolgenden Themen, die besprochen wurden.
Dem von Frau Köpping ausgeführten Argument des allgemeinen Sparzwangs aufgrund der aktuellen Entwicklung, stimmten wir nicht zu.
Angesichts der Millionen, die gerade wieder an anderer Stelle zusätzlich für die Ansiedlung von Unternehmen oder auch für Ablösesummen von Fußballspielern ausgegeben werden, sowie vor dem Hintergrund der zu erwartenden, erstmaligen Steuereinnahmen des Staates von über einer Billion Euro, ist für uns das Sparargument weder gerecht noch nachvollziehbar.
Auch wenn diese Ausgaben im Grundsatz nichts miteinander zu tun haben, zeigt es aber doch, dass in diesem Staat viel Geld da ist, nur auch diesmal wieder nicht für unsere betroffenen Menschen, weil bei den Verantwortungsträgern einfach der politische Wille fehlt.
Beim Thema Blindengeld und Nachteilsausgleiche würdigten wir noch einmal die getroffene Entscheidung zum Taubblindengeld, das den Bezug für die Inhaber des betreffenden Merkzeichens regelt. Wir machten aber sehr deutlich, dass die Zugangsberechtigungen im LblindG nach wie vor nicht angetastet wurden. Dadurch haben viele taubblinde und gehörlose Menschen leider immer noch keinen Anspruch auf das dringend benötigte Gehörlosengeld.
Frau Köpping forderte uns auf, wie von uns begonnen, an den politischen Verantwortungsträgern dranzubleiben. Wir versicherten ihr, dass wir auf keinen Fall locker lassen werden, um Verständnis und Entscheidungen für die selbstbestimmte Teilhabe und Inklusion in Sachsen zu befördern.
Zum Abschluss des Gesprächs luden wir die Ministerin ein, am Selbsterfahrungstag für die Mitglieder des Sozialausschusses am 23. Oktober im sächsischen Landtag dabei zu sein, der Termin wurde sofort in ihrem Kalender vermerkt.
Die Kurzinterviews von MDR-Sachsen mit Frau Ministerin Köpping und mit dem Vorsitzenden Herrn Schneider wurden noch am selben Tag mehrmals in den Radio-Nachrichten gesendet. Bedauerlicherweise dürfen wir diese aus Urheberrechtsgründen nicht weiterverbreiten. Bilder und ein Text zum Besuch wurde auf der Facebook-Seite von Frau Köpping veröffentlicht und kann geteilt werden.
(geschrieben von Andreas Schneider, Landesvorsitzender, BSVS, 17. August 2023)