Ein spannender Ausflug in die dzb lesen nach Leipzig

Wir, fünf Mitglieder der Regionalgruppe Aue-Schwarzenberg und ihre Begleitpersonen, unternahmen am 21. Februar 2020 einen Ausflug ins Deutsche Zentrum für barrierefreies Lesen nach Leipzig.

Fünf Mitglieder und deren Begleitpersonen vor einem Springbrunnen auf dem Brühl in Leipzig
Foto: RG Aue-Schwarzenberg

Wir starteten sehr früh mit der Bahn ab Aue.
Als wir dann in der dzb lesen ankamen, wurden wir herzlich begrüßt und stellten zuerst einmal unsere Sachen in einem Raum ab.

Nun begann die Führung.
Wir gingen zuerst in den Bereich, in dem die Schwarzschrift-Literatur in Braille umgewandelt wird. Nachdem das Buch oder die Zeitschrift umgewandelt ist, wird sie zur Korrekturleserin gebracht. Die beiden Korrekturleserinnen lesen die Bücher und Zeitschriften laut vor. Die eine Korrekturleserin liest das Buch in Schwarzschrift und die andere in Braille. Mögliche Fehler können dann auf der Matrize noch korrigiert werden.

Danach führte unser Weg in die Druckerei.
Dort wird alles gedruckt und zusammengestellt.

Anschließend ging es zur Buchbinderin.
Dort erfuhren wir, wie die Bücher noch sehr aufwändig fast ausschließlich in Handarbeit gebunden und beschriftet werden.

Der nächste Bereich war das Tonstudio, wo die Hörbücher in hoher Qualität von professionellen Sprechern gelesen werden.

Am Ende der Führung kehrten wir an unseren Ausgangspunkt zurück. Dort schauten wir uns verschiedene Reliefs an.
Nach der eindrucksvollen Führung entspannten wir uns beim Italiener mit leckerem Essen.
Bis zur Rückfahrt mit der Deutschen Bahn blieb noch etwas Zeit für einen kleinen Bummel auf dem Markt.

Mir hat es sehr gefallen und ich möchte allen für die gute Organisation danken. Ein Besuch in der DZB lohnt sich. Eine Anmeldung ist ganz einfach telefonisch möglich.

(Quelle: Louise Wappler, Schülerin 14 Jahre)

Was lange währt, wird gut.

So ging es auch mit dem Tastmodell vom Zentrum unserer Großen Kreisstadt Aue.
Herr Tobias Michael, Holzbildhauer aus Lauter, hatte im Rahmen eines Holzbildhauersymposiums in Aue im vergangenen Jahr die Idee, Reliefs von markanten Gebäuden von Aue in Holz zu gestalten und somit für blinde und sehbehinderte Menschen begreifbar zu machen.

Hände erfühlen das Tastmodell
Foto © RG Aue-Schwarzenberg

Nachdem von Mitgliedern unserer Regionalgruppe der Wunsch nach einem Tastmodell von der Stadt Aue geäußert wurde, machte sich Herr Michael mit viel Herzblut und Engagement an diese Aufgabe. Die Fertigstellung im Rahmen des Holzbildhauersymposiums war natürlich auf Grund der umfassenden Detailarbeiten nicht mehr möglich. Der Künstler setzte die aufwändigen Arbeiten mit Spezialwerkzeugen in seiner Werkstatt fort. Um das Modell wirklich begreifbar zu machen, sind die beiden markanten Kirchen der Stadt größer als der eigentliche Maßstab von 1 : 1620 dargestellt.
Mit einer geschickt aufgebrachten Bronzelasur sieht das Modell einem Bronzeguss täuschend ähnlich. Herr Oberbürgermeister Kohl war jedenfalls rein optisch begeistert. Wenn es in gleicher Weise den Tastsinn von blinden und sehbehinderten Menschen anspricht, so ist das Ziel in jedem Fall erreicht.

Hinter dem Tastmodell befinden sich Andreas Rudolf (RG Aue-Schwarzenberg), Kathrin Rudolf (RG-Leiterin Aue-Schwarzenberg) und Tobias Michael (Holzbildhauer)
Foto © RG Aue-Schwarzenberg

Am Dienstag, den 9. Juli 2019 war es dann soweit. Im Beisein des neuen wiedergewählten Oberbürgermeisters, Herrn Heinrich Kohl, dem Künstler Tobias Michael, der Senioren- und Behindertenbeauftragten des Erzgebirgskreises, Frau Dittrich sowie Frau Schulze-Neubert und Frau Rudolf aus unserer Regionalgruppe wurde das Tastmodell feierlich eingeweiht. Nun hat es einen würdigen Platz im Foyer des Rathauses gefunden und ist damit auch Besuchern der Stadt Aue zugänglich.

Wir konnten selbst die bekannten Gebäude, Straßen und Brücken des Stadtzentrums von Aue erkunden und Gebäudeformen und Größenverhältnisse wirklich begreifen.

Vertreter der Freien Presse, der Chemnitzer Morgenpost und des regionalen Fernsehsenders waren begeistert von den Ausführungen des Künstlers zur Entstehung des Modells. Ebenso interessierten sie sich, wie wir als potenzielle Nutzer uns mit diesem Modell ein Bild des Stadtzentrums von Aue machen können.

Hinter dem Tastmodell stehen Kathrin Rudolf (RG-Leiterin Aue-Schwarzenberg) und zwei Besucherinnen.
Foto © RG Aue-Schwarzenberg

Wünschen würden wir uns noch eine Beschriftung der markanten Gebäude und Straßen, damit auch Gäste der Stadt sich umfassend informieren können. Das soll im kommenden Jahr umgesetzt werden über das Förderprogramm Lieblingsplätze.

Wir danken ganz besonders Herrn Michael, der sich in diesem Zusammenhang auch intensiv mit der Blindenschrift beschäftigt hat. Weiterhin danken wir der Stadt Aue und den Stadtwerken Aue für die finanzielle Unterstützung des Projektes.

Übrigens hat Her Michael neben vielen anderen Kunstwerken auch ein Tastmodell in der Blindenschule in Chemnitz mit einem Gedicht von Erich Kästner gestaltet.

Das Auer Tastmodell ist wieder ein positives Beispiel im Hinblick auf die Einbeziehung blinder und sehbehinderter Menschen in das Leben in der Gemeinschaft in der Stadt Aue.

Aue, Juli 2019
gez. K. Rudolf
Regionalgruppe Aue-Schwarzenberg

Bericht – Über die Infobörse für blinde und sehbehinderte Menschen

Eine Veranstaltung der Senioren- und Behindertenbeauftragten des Erzgebirgskreises in Zusammenarbeit mit den Regionalgruppen Aue-Schwarzenberg, Marienberg, Annaberg-Buchholz und der Fachgruppe Umwelt, Verkehr und Tourismus des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Sachsen e. V. und dem Verein Blinder und Sehbehinderter Aue-Schwarzenberg e. V.

Am 10. Oktober 2018 folgten ca. 20 Personen der Einladung von Frau Dittrich, der Senioren- und Behindertenbeauftragten des Erzgebirgskreises, in das Landratsamt in Annaberg-Buchholz. Zwar waren unter den Teilnehmern viele selbst Betroffene, aber auch jene, die beruflich und persönlich mit den Anliegen blinder und sehbehinderter Menschen Berührung haben, hatten sich auf den Weg gemacht.

Nach der Eröffnung durch Frau Dittrich erfreute uns Thorsten Gruner – selbst blind – mit Klängen vom Saxophon und seiner Stimme zur Gitarre mit einem Lied von Reinhardt Lakomy.

Die beteiligten Selbsthilfegruppen präsentierten sich an Infotischen, u. a. die Beratungsstelle Blickpunkt Auge mit diversen Hilfsmitteln, die RG Aue-Schwarzenberg mit Materialien aus der Blindenschule und einem Poket-PC für den beruflichen Einsatz sowie die AG Umwelt und Verkehr mit dem Modellkoffer: Taktiles und visuelles Blindenleitsystem im öffentlichen Verkehrsraum.

In einem Vortrag von Frau Wagner – selbst hochgradig sehbehindert – erhielten die Gäste Informationen über Machbarkeit und Grenzen bei bestimmten Augenerkrankungen. Mittels der ausgelegten Simulationsbrillen, die jeweils spezielle Augenerkrankungen abbildeten, stand das Angebot zur Selbsterfahrung mit verschiedenen Sehschädigungen.

Zudem konnten Mit Simulations- und Dunkelbrillen unterschiedliche Alltagserfahrungen wie gehen mit Langstock, Orientierung im Gebäude und lesen von Dokumenten erprobt werden.

Frau Müller – ebenfalls blind – gab wichtige Hinweise zum Umgang mit blinden und sehbehinderten Menschen, betonte dabei die Individualität eines jeden Betroffenen. Menschen sollten sich generell nicht scheuen, Hilfe anzubieten und bei Ablehnung des Hilfsangebotes trotzdem weiterhin auch in anderen Situationen auf blinde Menschen zugehen. Dazu gibt es vom DBSV eine sehr aussagefähige Broschüre: Nicht so, sondern so! Die in unterhaltsamer Art und Weise wertvolle praktische Hinweise zum Umgang mit Sehbehinderten gibt.

Frau Blechschmidt, ebenfalls hochgradig sehbehindert gab in einem sehr ausführlichen Vortrag wichtige Einblicke über die Arbeit an einem blindengerechten PC-Arbeitsplatz und über die barrierefreie Gestaltung von Internetseiten und PDF-Dateien sowie rechtliche Grundlagen dazu.

Der Blindenführhund, ein Hilfsmittel!? – Dazu berichtete uns Judit Dolny, die selbst seit mehreren Jahren zusammen mit ihrer Führhündin Kim unterwegs ist. Sie zeigte auf, welche Voraussetzungen zu erfüllen sind und wo der Führhund auch seine Grenzen hat. Das hohe Maß an Mobilität, das sie mit ihrer Führhündin gewonnen hat, möchte sie nicht mehr missen. Frank Gruner führte uns vor, wie ein Hund z. B. eine Tür findet.

Mein Kind ist blind – Ein bewegender Erfahrungsbericht von Eltern und dem Kirchlichen Kinderhaus „St. Michael“, Annaberg-Buchholz. Die 6-jährige Martha wird das erste blinde Kind im Erzgebirgskreis sein, das einen Regelkindergarten besucht hat und im kommenden Jahr in eine Regelgrundschule aufgenommen wird. Der Weg zur Inklusion in diesem Falle war alles andere als leicht. Hier gibt es noch viel zu tun bis zu einer möglichen Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Übrigens hat der Verein um Marthas Mutter am 3. Dezember 2018 den Sächsischen Inklusionspreis erhalten.

Audiodeskription- Was ist das? Diese Frage hat sich sicher schon mancher gestellt. Die Vertreter des Landesfilmdienstes Sachsen e. V. erläuterten die Geheimnisse der Audiodeskription zudem erläuterten sie ihr neues Projekt: Kino ohne Hürden –barrierearmes Wanderkino/ Geschichten erzählen. Am Ende der Veranstaltung konnte jeder den Film „Honig im Kopf“ mit der entsprechenden Technik genießen.

Für Mutige gab es zur Mittagszeit die einmalige Chance, Essen im Dunkeln zu probieren. Dazu wurden Schlafbrillen ausgeteilt und es gab sicherheitshalber belegte Brötchen, Kaffee und Kaltgetränke. Die Suppe sollte natürlich jeder wieder sehenden Auges verzehren – bis auf die blinden Teilnehmer. Frau Rudolf erläuterte kurz die Orientierung auf dem Teller mittels der Ziffern auf der Uhr als eine eindeutige Beschreibung der Lage der Speisen durch sehende Begleiter oder Servicepersonal. Gleiches lässt sich beim Beschreiben des Standortes von Gläsern, Dessertschalen usw. anwenden.

Besonders lobenswert war der Einsatz von 5 Jugendlichen, die im Rahmen ihrer beruflichen Integration auf der Infobörse als Helfer dabei waren. Unter der Anleitung von Frau Wagner, die dort als Sozialpädagogin arbeitet, erhielten sie eine grundlegende Einweisung im Umgang mit blinden und sehbehinderten. Zur Veranstaltung bedienten sie im Dunkel Café, was ihnen sehr gut gelang, zumal alle vorher keine Berührung mit blinden und sehbehinderten Menschen hatten. Dafür sei ihnen besonders gedankt.

Fazit: Es war eine gelungene Veranstaltung. Sicher hätten es noch mehr Besucher sein können. Wenn es uns gelungen ist, die anwesenden für die Belange und Bedürfnisse blinder und sehbehinderter Menschen ein wenig zu sensibilisieren, dann ist es doch wieder ein kleiner Erfolg vor dem Hintergrund einer uneingeschränkten Teilhabe aller Menschen – mit und ohne Behinderungen – am Leben in der Gemeinschaft.

(Quelle: S. Wagner, K. Rudolf, A. Rudolf)

Bericht – Ausfahrt August-Horch-Museum Zwickau

Am 29. September 2018 machten sich neun blinde und sehbehinderte Mitglieder mit ihren Begleitpersonen und Angehörigen auf den Weg nach Zwickau zu einer geführten Besichtigung im August-Horch-Museum in Zwickau.

Unter der bewährten Regie des TJS-Reisedienstes Aue starteten wir ab Aue über Schneeberg direkt nach Zwickau.

Die Führung mit einem Überblick über alle drei Sonderausstellungen war für blinde und sehbehinderte Menschen gebucht, d. h. Anfassen war mit eigens dafür ausgegebenen Handschuhen ausdrücklich erlaubt.

Mit viel Geduld und Sachverstand führte uns ein Mitarbeiter des Museums in fast zwei Stunden durch die Ausstellungen und vermittelte einen Querschnitt von den Anfängen der Autoindustrie in Westsachsen um die Jahrhundertwende mit dem Begründer August Horch über die Autoherstellung nach dem 2. Weltkrieg und in der DDR bis hin zur Gegenwart.

Wir erfuhren vieles über die Geschichte, konnten das Büro von August Horch, dem Begründer der Horch-Werke und später der Audi-Werke, besuchen.

Die Ausstellung war im wahrsten Sinne erlebbar, denn wir konnten von der Feuerwehr bis zu Staatskarossen und natürlich den viel geliebten und gehassten Trabant und vieles mehr anfassen und begreifen.

Faszinierend war natürlich die Darstellung der Produktion der Trabant-Verplankung. Die minderwertige Baumwolle aus der damaligen Sowjetunion wurde in einem eigens dafür entwickelten technologischen Prozess zu einem Duroplast-Material verpresst.

Ein Highlight war auch der erste Campingwagen, der bereits kurz nach dem Krieg gebaut wurde. Eine Tankstelle aus den 30-er Jahren verdeutlichte, wie mühsam damals das Betanken der Autos war.

Es gäbe noch viel zu berichten. Schön sind immer die Wiedererkennungsausrufe, wenn ein Besucher Bekanntes aus vergangenen Zeiten entdeckt. Wir können den besonderen Museumsbesuch nur allen empfehlen und man muss nicht einmal ein Autoliebhaber dafür sein.

Wir danken den Mitarbeitern des Museums für die interessante Führung und den angenehmen Aufenthalt.

Nach der eindrucksvollen Besichtigung nahmen wir noch ein schmackhaftes Essen im Brauhaus Zwickau ein. Hier stellten wir auch ein neues Mitglied vor. Bei vielen persönlichen Gesprächen klang der Nachmittag aus und wir traten die Heimreise an.

Dank der großzügigen Spende der Erzgebirgssparkasse aus den Einnahmen des Kalenderverkaufs 2018 von 2.500 Euro für unsere Regionalgruppe konnten wir die Ausfahrt für unsere Mitglieder ohne Selbstbeteiligung anbieten.

Wir danken der Erzgebirgssparkasse hiermit in besonderer Weise für die bereits in den letzten Jahren erfolgte finanzielle Unterstützung unserer Verbandsarbeit.

Diese Form von Freizeitangeboten für unsere Mitglieder ist immer eine gute Gelegenheit, Neues zu entdecken, einmal Ablenkung von den Alltagssorgen zu haben und Gemeinschaft mit gleichermaßen Betroffenen zu erleben. Der lebendige Austausch der Mitglieder untereinander über ihren Alltag und Bewältigungsstrategien im Umgang mit der Sehbehinderung sind bei unseren Veranstaltungen immer sehr wichtig.

(geschrieben von Kathrin Rudolf, RG-Leitung Aue-Schwarzenerg, BSVS)

Weihnachtsfeier in Schneeberg

Am 2.12.2017 trafen wir uns zur Weihnachtsfeier in Schneeberg. Der Tag begann mit einer Führung im „Bergmannsdom“, der St. Wolfgangskirche. Bereits der Hall der Stimmen und die niedrigen Temperaturen in der Kirche vermittelten einen Eindruck von Größe und Beschaffenheit des Gebäudes. Frau Hannelore Quaas erzählte uns sehr eindrücklich die bewegte Geschichte der Kirche, von ihrer Zerstörung nach dem zweiten Weltkrieg und dem bis 1998 dauernden Wiederaufbau. Sie beschrieb anschaulich die Bilder des Cranach – Altares, der in vielen einen Bildern Grundaussagen der Bibel erklärt. Ihr Vergleich von der Kirche auf dem Berg, die dort oben „auf Schneeberg schaut wie eine Glucke auf ihre Küchlein“ wird vielen in Erinnerung bleiben.

Nach der Führung ließen wir uns über den Schneeberger Weihnachtsmarkt zum Ratskeller treiben, wo der Tag bei gemütlichem Mittagessen und Gesprächen seine Fortsetzung fand. Dabei konnten wir auch unser neues Mitglied Carolin Tschiersch mit ihrer Familie in unserer Mitte begrüßen.
Wir danken nochmals Frau Quaas für ihre Kirchenführung und dem Ehepaar Rudolf für die Organisation des Tages.

(geschrieben von Sylvia Wagner)